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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 09.05.2012


Nicht meine Ministerin - Kristina Schröder drückt sich vor Annahme der Unterschriften
Britta Meyer

Die von Bündnis 90/Die Grünen Berlin als Reaktion auf Schröders Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber!" gestartete Initiative hat innerhalb weniger Wochen so viel Zustimmung erhalten, dass...




... der Offene Brief, zusammen mit einem schweren Stapel Unterschriften, bereits am 9. Mai 2012 dem Bundesfamilienministerium in Berlin überreicht werden konnte.


"Wir kommen in Frieden, das BKA ist nicht notwendig!"

riefen die AktivistInnen bei ihrer Ankunft vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Da Kristina Schröder vor ihrer Buchvorstellung unbequeme TwitterInnen vorsorglich dem Bundeskriminalamt gemeldet hat, ist dies wohl eine ratsame Maßnahme, um Missverständnissen vorzubeugen.

Zweite von links: Laura Dornheim, dann Simon Kowalewski, Sibylle Schreiber, ganz rechts Bettina Jarasch. © Britta Meyer


Bündnis 90/Die Grünen Berlin, die Mädchenmannschaft e.V., TERRE DES FEMMES e.V., der Kegelklub der Piratenpartei und die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) hatten am 19. April 2012 einen Offenen Brief ins Netz gestellt, in welchem sie Schröder rundheraus aufforderten, endlich ihren Pflichten als Bundesministerin für Frauen nachzukommen, oder aber den Posten für jemand Fähigeres zu räumen. Das Schreiben, welches unter anderem Claudia Roth, Renate Künast und Monika Lazar zu seinen ErstunterzeichnerInnen zählt, erhielt innerhalb kürzester Zeit gewaltige Unterstützung seitens der Bevölkerung: Bereits eine Woche später hatten über 17.000 Menschen den Brief unterzeichnet. Am Tag der Übergabe, dem 9. Mai 2012, waren es 24.176 Unterschriften, die vor dem BMFSFJ überreicht wurden.

"Es ging blitzschnell und die Antworten kamen aus ganze Deutschland", berichtete die Vorsitzende des Landesverbandes Berlin von Bündnis 90/Die Grünen, Bettina Jarasch, bei der Übergabe. Sie hat Schröders Buch gelesen und bemängelt vor allem seine "unreflektierte und elitäre Sichtweise". Für eine Ministerin sei die Organisation einer Kinderbetreuung natürlich kein Problem, diese privilegierte Position aber auf alle anderen Frauen zu übertragen, funktioniere nun einmal nicht, so Jarasch. "Außerdem hat mich dieser ständige Angriff auf den Feminismus irritiert, weil ich nicht verstehe, was die Feministinnen ihr eigentlich getan haben, dass sie sie mit einer solchen Philippika überzieht".

Bettina Jarasch © Britta Meyer


Die Bundesministerin glänzt durch Abwesenheit

Schröder selbst, die vor Bundestagsdebatten zur Frauenquote gerne den Raum verlässt und die schon im Januar 2011 ihren Parlamentarischen Staatssekretär Hermann Kues vorschickte, um den Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht entgegenzunehmen, stellte sich ihren KritikerInnen nicht. Die InitiatorInnen der Aktion hatten zwar im Vorfeld um einen Termin gebeten, um ihre Punkte im direkten Gespräch zu erörtern, ihnen wurde aber lediglich mitgeteilt, auf einen Offenen Brief müsse nicht persönlich geantwortet werden. 296 zweispaltig und doppelseitig bedruckte Blätter umfasste das – mit einer grünen Schleife geschmückte – Paket, welches schließlich eine Pförtnerin des BMFSFJ entgegennahm.

Nicht nur begeisterte Stimmen

Neben dem rasanten Zuspruch hat das Schreiben aber auch Kritik einstecken müssen. Wie in dem Artikel "Not My Representatives" auf dem Blog "Stop! Talking." ausgeführt wird, beschränkt es sich darauf, Schröders Versäumnisse in der Frauenpolitik anzuprangern, ohne dabei ihre Extremismuspolitik und deren fatale Folgen für die Arbeit gegen Rechtsextremismus und für MigrantInnenrechte zu thematisieren. "Wir mussten uns auf die eine konkrete Fragestellung fokussieren. Das bedeutet ganz bestimmt nicht, dass wir die anderen Kritikpunkte an Frau Schröder nicht ernstnehmen würden", stellte Audrey-Catherine Podann, Referentin für Frauen- und Geschlechterpolitik der Berliner Grünen, hierzu klar.

Die Mitglieder der Initiative bemühen sich noch immer um ein konstruktives Gespräch mit Schröder, bisher jedoch ohne Erfolg: Weder gab es bisher ein Statement, noch ein Dialogangebot aus dem Frauenministerium. "Sie hat ein Buch geschrieben und ist jetzt nicht in der Lage, die Debatte zu führen, die man mit so einem Buch eben auch provoziert", kritisierte Jarasch diese Verweigerungshaltung.



Weitere Informationen finden Sie unter:

Offener Brief an Kristina Schröder wegen ihres Buches: KRISTINA SCHRÖDER? NICHT MEINE MINISTERIN! (aus technischen Gründen kann nicht mehr unterschrieben werden)

Die Ãœbergabe des Briefes auf Youtube

"Not My Representatives" auf "Stop! Talking."

Schröder meldet unliebsame Twitterer an das BKA Handelsblatt, 19.04.2012

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Beitrag vom 09.05.2012

Britta Meyer